Rezension Palmen und Phantomschmerz von Rafael Eigner

Cover
Das Cover mit seinem Bezug auf den Protagonisten und seiner Begleiter ist wieder in einer leichten witzigen Art dargestellt, deren Bedeutung im Buch ersichtlich wird. Es reiht sich somit optisch wie auch farblich passend zu seinem Vorgänger ein.
Protas
Benny Brandstätter, Ben, gewährt uns einen Einblick, in seine neue Heimat, Costa Rica. Er nimmt uns mit, wie er seinen Tag verlebt, vom Hängemattenchilling über die perfekte Welle oder einen Streifzug durch die verschiedensten Whiskys Schottland. Doch was er uns am meisten mitteilt, ist sein gebrochenes Herz, seine verletzte Seele, die sich oft auf das Gemüt des jungen Arztes schlägt.
Genauso lernen wir seine Perle kennen, seine Küchenhexe liebevoll Yoani genannt, die in diesem Buch eine wichtige Rolle einnimmt, ihm „Feuer unterm Arsch“ macht und in gewisser Weise auf ihn aufpasst. Ebenso auch aus seinen Tiefs herausholt, ohne ihn damit direkt zu konfrontieren. So, wie es eigentlich nur Mütter können, auf ihre indirekte subtile Art.
Zum Glück schleichen sich auch immer wieder neue Bekanntschaften-Freunde-in sein Leben, die wir als Leser in einer humoristischen Art und Weise beschrieben bekommen, dass man einfach nur das Gefühl hat, sich im gleichen Raum zu befinden und diesen Gesprächen zu lauschen. Doch es herrscht nicht nur eitel Sonnenschein im Paradies. Um ein weiteres Mal wird Ben das Herz gebrochen. Mein erster Gedanke, diese Bitch.
Aber Ben wäre nicht er, wenn er nicht das Beste daraus machen würde. Pura Vida!
Schreibe
Dieses Buch hat Tiefe. Das merkt man auch am Schreibstil. Es kommt zwar mit einer lockeren leichten Art daher, ist wieder mit super Dialogen gespickt, jedoch schwebt immer eine Schwermut mit, die mich ums eine oder andere Mal sehr mitgenommen hat.
Besonders gut gelungen sind die Rückblendungen, die dem Ganzen eine noch größere emotionale Tiefe geben.
Genauso faszinierend sind die tollen Beschreibungen seiner neuen Heimat. Fernweh garantiert.
Spannungsbogen
Dieses Buch ist wie ein Gummiband unter ständiger Spannung. Es packt einem von der ersten Zeile und das hält bis zum Ende an. Es unterhält mit seiner eigenen Melodie, die im Nachklang noch summt.
Taschentuchfaktor
Ja, die habe ich definitiv gebraucht. Nicht nur musste ich den Anfang zweimal lesen, nein, auch im Buch wurde mir mein Herz des Öfteren sehr schwer. Auch der Schluss versetzte mir den finalen Stoß. Ja, Wolke 7 gibt es bestimmt nur einmal im Leben, passen wir sehr gut darauf auf, solange wir mit ihr schweben.
Romantikfaktor
Bezogen, dass sein Chico nicht immer ruhig gestellt werden kann, Backpacker oft ein gutes Mittel zum Zweck sind, lebt das Buch von anderen Werten. Es ist dieser Tiefgang, diese Emotionen, die das Buch ausmachen. Einige Fantasien erfahren wir jedoch als Gedankengut, was mir aber ein Grinsen ins Gesicht gezaubert hat. Ben ist halt auch nur ein Mann, in der vollsten Blüte seines Lebens.
Minisnippet
… Ilka saß, als ich nach dem Aufwachen gewohnheitsmäßig vom Patio aus die Wellen beobachtete, in meiner Hängematte. Wenn sich eine Anschaffung in diesem Haushalt gelohnt hatte, dann die vierzig Dollar für die große, geknüpfte Hängematte. Sie war eine wirkungsvolle Frauenfalle. Früher oder später lagen sie alle freiwillig darin. Ich musste sie nur noch ein wenig einwickeln, ehe ich an ihnen knabbern durfte. …… Ich wollte sie wegziehen: >>Bei aller Liebe, das geht aber jetzt doch zu weit.<< Ich war angenehm betrunken, leicht bekifft, also mal wieder völlig albern. >>Willst ficken?<<
>>Boah, Bunny, was bist du gefühllos. Ich finde, Beischlaf sollte was Besonderes, Magisches sein.<<
>>Na, dann: Abrakadabra, simsalabim: Ficken?<< …

… >>Ich weiß zu wenig aus deinem Leben und warum du bis an die Schmerzgrenze rumvögelst und bindungsscheu bist. Aber wenn ich was gelernt habe, dann, dass alle, die es an die Küste verschlagen hat, ein mehr oder weniger großes Päckchen mit sich rumtragen. Das dürfte bei dir nicht anders sein.<< …

Fazit
Ein für mich wahnsinnig berührendes Buch. Witzige Dialoge, die wirklich eine eigene Art des Humors haben, der so trocken daher kommt, dass man unwillkürlich lauthals loslacht. Aber auch die feinen leisen Töne, die dieses Buch zu etwas ganz Besonderes machen, überzeugen. Pura Vida!
Ich finde mit Band 2 hat Herr Eigner noch eins drauf gesetzt. Es ist gereifter, erwachsener.
Verdiente 5 Sterne, die dieses Buch verdient.

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