REZENSION Tigerlilie von Ivy Paul

Cover
Das klassisch-elegante Design passt wunderbar zu diesem historischen Roman. Die junge Frau kann ich direkt mit der Protagonistin Anna in Einklang bringen. Nicht nur das rote Haar, sondern auch das hochgeschlossene, florale und mit Spitze besetzte Kleid, stimmt mit den Schilderungen überein. Ein traumhaft schönes Cover, das meine Neugierde sofort geweckt hat.

Protas
Anna Whitley bleibt nach dem Tod ihrer Mutter und ihres Stiefvaters mittellos zurück. Einzig ihr tadelloses Ansehen in der feinen englischen Gesellschaft ist ihr geblieben. Als sich Annas finanzielle Lage weiter zuspitzt, erhält sie ausgerechnet von ihrem Stiefonkel Christopher ein unmoralisches Angebot, dass sie trotz aller Zweifel annehmen muss.

Christopher Drysdale, der neue Earl of Munthorpe, ist von der Vorstellung fasziniert, die attraktive Anna Whitley zu ehelichen. Dadurch kann er nicht nur seine geschäftlichen Verbindungen ausbauen und Rache an seinem Halbbruder üben, sondern auch seinen deutlich angeschlagenen Ruf aufpolieren. Ihre Zweckehe verläuft jedoch anders als erwartet.

Schreibe & Inhalt
Mit »Tigerlilie« entführt uns die Autorin in das London des 19. Jahrhunderts mit einem kurzen Abstecher nach China. Gleich zu Beginn kann man feststellen, dass jedes Kapitel von einer chinesischen Weisheit eingeläutet wird. Diese Idee finde ich wirklich toll und sehr originell. Die Erzählung dürfen wir überwiegend aus der Sicht von Anna kennenlernen, aber auch Christophers Gedankenwelt bleibt nicht verborgen. Der Schreibstil ist flüssig und locker-leicht, sodass man förmlich durch die Seiten fliegt. Wie für diese Zeitepoche angemessen, ist die Ausdrucksweise sehr vornehm und gepflegt. Ich bin immer wieder über fremdartige Wörter gestolpert und habe neugierig die Bedeutung nachgeschlagen. Dadurch wurde dieser längst vergangenen Zeit eine authentische Atmosphäre eingehaucht. Auch die bildhaften und detaillierten Beschreibungen des Settings beweisen eine intensive Recherche. Dies zeigt sich besonders beim englischen Adel, der mit seinen Gepflogenheiten, Regeln und Moralvorstellungen, gleichermaßen realistisch und überwältigend wirkt.

Jeder Charakter, egal wie unbedeutend er auch für die Geschichte ist, wird mit Besonderheiten ausgestattet, sodass sich eine Vielzahl von interessanten und tiefgründigen Persönlichkeiten offenbart. Anna, die klassische, wohlerzogene Lady, die für ihre absolute Tugendhaftigkeit bekannt ist, zeigt immer öfter ihr temperamentvolles und scharfzüngiges Wesen. Christopher, der geheimnisvolle und reiche Kaufmann, dessen schlechter Ruf und Affinität zu China ihm vorauseilt, entblößt hinter seiner gleichgültigen Maske zusehends ungeahnte Gefühle. Beide geben ein charismatisches Paar ab, dass sich durch ihre Gegensätze anzieht. Darüber hinaus hat Christophers chinesisches Umfeld eine gewisse Exotik ins Buch gebracht, die mich wahnsinnig eingenommen und fasziniert hat.

Spannungsbogen
Die Spannung ist sofort spürbar und nimmt stetig zu. Annas Notlage, die Scheinehe, plötzlich aufkeimende Gefühle, die brodelnde Gerüchteküche. All diese Punkte gehen mit überraschenden Wendungen einher, die gar keinen Raum für Langeweile zulassen. Hinzu kommt eine gefährliche Bedrohung, die sich in den letzten Kapiteln zeigt und für eine Extraportion Nervenkitzel sorgt.

Taschentuchfaktor
Anna entwickelt schnell tiefere Gefühle für ihren Schein-Ehemann. Lange Zeit muss sie annehmen, dass er keinerlei romantisches Interesse hegt und ihre Gefühle unerwidert bleiben. Sogar von nächtlichen Besuchen im Freudenhaus ist die Rede, wodurch bei Anna natürlich eine Menge Tränen fließen. Dramatische und berührende Momente zum Mitfiebern fehlen also keineswegs.

Erotikfaktor
Die erotischen Szenen sind dezent in die Handlung eingebettet und bestechen durch eine sinnliche und teils spielerische Leidenschaft. Die Beschreibungen sind nicht zu detailliert und lassen genug Platz für die eigene Fantasie. Die Erotik ist zu jedem Zeitpunkt niveauvoll und ansprechend. Derbe oder schamlose Ausdrücke muss man nicht befürchten und deshalb ist dieses Buch auch für Einsteiger der Erotikliteratur absolut geeignet.

„Was willst du von mir?“, fragte sie bebend. Gegen ihren Willen pochte ihr Herz schneller, und sie fühlte die alberne Schwärmerei eines unerfahrenen Mädchens in sich aufflammen. Entmutigt unterdrückte sie das Empfinden.
„Du möchtest wissen, was ich begehre?“, fragte Christopher. Er umfasste ihr Kinn, zwang sie, ihn anzusehen. Sein Blick bohrte sich in ihren. Sie begriff nicht, was sie darin sah, nur, dass es Hitze und Kälte in ihr auslöste. „Dich Anna. Dich will ich.“


Fazit:
»Tigerlilie« ist ein wirklich wunderschöner Liebesroman mit stilvoller Erotik und einem romantischen Gefühlswirrwarr. Eine faszinierende Geschichte, angesiedelt im London des 19. Jahrhunderts, mit asiatischen Einflüssen und einer durchweg aufregenden Handlung. Anna und Christopher finden trotz aller Missverständnisse zueinander. Hitzige Diskussionen und Eifersuchtsszenen inklusive. Was als lukrative Scheinehe beginnt, endet in der einzig wahren Liebe. Klare Leseempfehlung für alle, die sich von einem historisch-erotischen Liebesroman verzaubern lassen möchten.


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One thought on “REZENSION Tigerlilie von Ivy Paul

  1. Vielen lieben Dank für diese wundervolle, ausführliche Rezension zu meiner Tigerlilie <3 😀 !!!
    Ganz liebe Grüße, Ivy

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