Cover
Das Cover gliedert sich wunderbar in die Wild Boys-Reihe ein. Die Farbgestaltung in Schwarzweiß gefällt mir besonders gut, einzig der Untertitel erhält ein bisschen Farbe. Der muskulöse Oberkörper dieses Surfers setzt das Kopfkino direkt in Gang und die Neugier siegt. Man möchte Evan schnellstmöglich kennenlernen, daher ist das Design perfekt gewählt.
Protas
Evan Lexington jagt als Surfer immer den größten Wellen hinterher. Portugal soll die nächste Station seiner erfolgreichen Laufbahn werden, als plötzlich alles schiefläuft. Er wird gezwungen sein Leben zu reflektieren und seine Karriere zu hinterfragen. Ist das Surfen noch immer seine größte Leidenschaft oder hat sich bereits eine monotone Routine eingestellt? Als dann auch noch Tinka auf der Bildfläche erscheint und seine Gedanken beherrscht, ist das Chaos perfekt. Evan steht vor schweren Entscheidungen, die entweder Glück versprechen oder ihn noch tiefer in den Abgrund reißen.
Tinka Moore hat mit ihrem Praktikum für die australische Sportzeitung einen Volltreffer gelandet. Sie muss sich nicht mit Kaffee kochen oder Akten sortieren herumärgern, sondern darf sich in Portugal mitten ins Getümmel werfen und Ausschau nach der nächsten heißen Story halten. Ein unerwarteter Vorfall mit Big-Wave-Surfer Evan bringt sie näher an ihr Ziel. Doch darf sie für ihren Job als Journalistin jegliche Moral über Bord werfen? Noch dazu, wenn dieser faszinierende Mann etwas ganz tief in ihrem Innern berührt? Diese Fragen werden absolut unwichtig, als sie von ihrer Vergangenheit eingeholt wird.
Schreibe & Inhalt
Die Wild Boys-Reihe findet mit Evan seinen Abschluss. Die Vorfreude auf diese Geschichte und meine Erwartungen waren riesengroß, und wieder einmal konnte Annie Stone mich überraschen und begeistern. Wir bekommen nicht einfach eine locker-leichte Liebesgeschichte, sondern eine Geschichte mit Tiefgang und Bedeutung. Es werden ernste Geschehnisse behandelt, die den Menschen täglich widerfahren, über die man aber nur hinter vorgehaltener Hand spricht. Diese Tabus werden angegangen und der Leser wird zum intensiven Nachdenken angeregt. Dabei ist der gefühlvolle und ergreifende Schreibstil der Autorin, natürlich der Dreh-und-Angelpunkt. Ohne diesen, wäre das geschriebene Wort nur halb so berührend. Die Ausarbeitung der Charaktere ist vielschichtig und sehr einnehmend. Sie sind eben nicht perfekt, sondern einfach menschlich. Evan ist der typische Sunnyboy. Freundlich, sympathisch und liebevoll, immer mit einem coolen Spruch auf den Lippen. Seine Freunde und seine Familie sind für ihn das wichtigste auf der Welt. Das Surfen nimmt jeher einen Großteil seines Lebens ein und plötzlich muss er dies infrage stellen. Und dann taucht auch noch eine wunderschöne Frau auf und bringt ihn zusätzlich durcheinander. Geheimnisse bringen ihre fragile Beziehung ins Wanken. Tinka wirkt anfangs sehr verschlossen und zurückhaltend. Einerseits möchte sie ihre Karriere voranbringen, andererseits hat sie Skrupel Evan zu hintergehen. Dieser Zwiespalt ist beim Lesen greifbar. Ihr Job wird aber zur Nebensache, als sie eine Nachricht ihrer Familie erhält, die ihr den Boden unter den Füßen wegzieht. Tinka erkennt, dass die Entscheidungen, die sie in der Vergangenheit getroffen hat, ein enormer Fehler waren. Sie wollte das richtige tun, hat aber letztendlich das Gegenteil bewirkt. Sie muss sich mit Angst, Selbstzweifeln und Schuldgefühlen auseinandersetzen und sich die Frage stellen, ob Evan jetzt noch ein Teil ihres Lebens sein kann. Evan und Tinka stehen beide an einem Wendepunkt, die Vergangenheit kann man nicht ändern, aber auf die Zukunft hat man sehr wohl einen Einfluss. Vergebung, Vertrauen und Zuversicht sind die Dinge, die Evan und Tinka lernen müssen.
Spannungsbogen
Die Geschichte beginnt mit einem dramatischen Vorfall und ab diesem Zeitpunkt nimmt die Spannung kein Ende. Geheimnisse, Lügen und schockierende Erkenntnisse lassen keine Langeweile aufkommen. Evan und Tinka konnten mich durchgehend fesseln und ich hätte auch liebend gerne noch weitergelesen.
Taschentuchfaktor
Die Tränenflut ist man ja schon langsam gewohnt. In dem einen Moment lacht man lauthals, und plötzlich kommt der Hammer und man weint wie ein Schlosshund. Tinkas Vergangenheit hält Schlimmes bereit, und ich habe in jeder Sekunde mitgelitten. Ich habe mich in dieselbe Situation hineinversetzt und ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie ich gehandelt hätte. Tinkas Schuldgefühle kann man absolut nachvollziehen und deshalb bekommt man stellenweise richtige Gänsehaut.
Erotikfaktor
Sobald Tinka und Evan aufeinandertreffen, ist eine besondere Anziehungskraft zu spüren. Es knistert gewaltig zwischen den beiden, aber explizite Erotikszenen gibt es nicht. Sie hätten auch nicht zur Handlung gepasst. Bei diesem Buch liegen die Prioritäten woanders und das ist auch genau richtig so.
Minisnippet
»Da sind wir also.«Ich sehe die Unentschiedenheit in seinem Blick, die mich starkmacht. Ich trete einen Schritt näher, schaue zu ihm auf, lasse wie beiläufig meine Hand an seinem Arm entlangstreichen.
Ein kleines Lächeln erscheint auf seinen Lippen, bevor er seine Hand hebt, über meine Wange streichelt und leise sagt: »Ich will dich küssen.«
Ich hebe mein Kinn noch ein wenig. »Dann tu es doch.«Mit einem siegesgewissen Lächeln überwindet er den Abstand zwischen unseren Mündern.
Autsch!
Gleichzeitig zucken wir beide zurück. Ein elektrischer Schlag erwischt uns.
Evan grinst. »Ich wusste doch, dass die Anziehungskraft zwischen uns brodelt.«
»Du hast mir eine gewischt!«
»Du bist diejenige, die ganz eindeutig unter Strom steht. Deine Haare stehen ja schon zu Berge.« Er sieht mich so vergnügt an, dass ich ihm nicht böse sein kann. Aber ganz ehrlich, wer macht Witze über die Haare einer Frau beim ersten Date? Fauxpas!
Fazit:
Der letzte „Wild Boy“ hat seine Geschichte erzählt und diese ist mehr als großartig. Mit Evan und Tinka ist Annie Stone ein wunderschönes und herzergreifendes Paar gelungen. Zwei Menschen, die ihre vergangenen Entscheidungen hinterfragen müssen. Fehler sind menschlich und sie sind dazu da, um aus ihnen zu lernen. Dies müssen Tinka und Evan auf schmerzliche Art erfahren. Aber jeder Fehler und jede Entscheidung öffnet auch ein neues Kapitel im Leben. Welche Möglichkeiten sich dadurch für die beiden auftun, müsst ihr unbedingt selbst nachlesen. Ich kann die Vorgängerbände der Wild Boys-Reihe weiterempfehlen und Evan stellt da keine Ausnahme dar. Ich vergebe volle 5 Sterne für diesen Abschlussband.
Klick hier >> „EVAN – Grüne Welle (Wild Boys 5)“ von Annie Stone