Schreibwettbewerb November Gewinnerstory Sylvia B. Stroud

Die Gewinnergeschichte.

Herzlichen Glückwunsch Sylvia B. Stroud und vielen Dank für deine Einsendung.


Master Right

Valerie sah sich in der Hotellobby um. Wow, das war vielleicht ein Luxusschuppen. Eigentlich so gar nicht ihr Stil. Sie war eher der Typ „Junge Frau vom Land“. Aggh, das klang ja wohl eher wie eine Umschreibung für Landpomeranze oder Mauerblümchen. Und da waren sie wieder, diese ewigen Selbstzweifel. Nicht einmal im Urlaub konnte sie sich zusammenreißen. Wo war denn ihr guter Vorsatz geblieben.

Sie wollte dieses Wochenende genießen. Museen besuchen, eine Stadtrundfahrt machen, ach, und eine Musicalkarte hatte sie sich auch schon buchen lassen. Sicher, sie hätte auch ans Meer fahren können, aber für ihren Plan war die Großstadt genau das Richtige.

Im Hotel war einiges los. Als Valerie durch die Lobby schlenderte, fielen ihr die vielen Infotafeln der stattfindenden Veranstaltungen auf. Eine Tafel regte ihr Interesse besonders: „DS-Forentreffen, Privatveranstaltung“. Darunter konnte sie sich so gar nichts vorstellen. Aber es gab ja allesmögliche an Vereinen. Spontan dachte Valerie an den Geflügelzuchtvereins ihres Dorfes und musste kichern.

Genau in dem Moment ging die Tür auf und ein Mann kam aus dem Konferenzraum. Valerie verschlug es regelrecht den Atem. Nein das war nicht einfach ein Mann, das war eine Präsenz. Ihr war es, als würden sämtliche Moleküle von ihm aufgesogen. Es blieb nichts übrig, nur er.

„Alles in Ordnung mit dir? Hast Du dich schon zum Treffen angemeldet?“ fragte ihr Gegenüber Valerie.

Valerie war etwas verwirrt. Langsam dämmerte es ihr, dass er meinte, sie wäre auch ein Mitglied dieses Forums. Nun, sie würde das Spiel mitspielen.

„Ähm, nein, tut mir leid. Ich bin gerade erst angekommen und habe mich etwas umgeschaut. Wo kann ich mich denn anmelden?“

Adonis musterte sie eindringlich „Bist du Anfänger oder hast du schon etwas Erfahrung?“ Valerie antwortete verlegen „Ich bin noch der totale Anfänger. Ratschläge sind also willkommen. Oder gibt es vielleicht Infomaterial, also Broschüren oder so was ähnliches?“ Sie hoffte, sie hatte sich jetzt nicht zum Affen gemacht, aber jeder Verein hatte doch irgend so einen Kram.

Hawk musste sich ein Lachen verbeissen, die Braut hatte keine Ahnung. Als Besitzer eines BDSM-Clubs und eingefleischter Dom hatte er eine gute Menschenkenntnis. Seine Erfahrung sagte ihm, dass er hier eine natürliche Sub vor sich hatte. Das würde interessant werden. Und attraktiv war sich auch noch. Zeit zu spielen.

„Ach übrigens, ich bin Hawk. Verrätst Du mir Deinen Namen, Schönheit?“ Valerie errötete. Klar Schönheit, was für ein Arsch. Sie streckte ihm ihre Hand hin. „Hi, ich bin Val.“ Val war total verdutzt, als Hawk ihre Hand ergriff und diese küsste. Dabei bohrte sich sein Blick in ihre Augen. Sie spürte ein Kribbeln, das sich langsam von ihrer Hand durch ihren ganzen Körper ausbreitete. Sie fühlte sich eindeutig zu diesem Mann hingezogen, dass ließ sich nicht leugnen. Dieser Kuss war erotischer, als manch anderer, den sie bekommen hatte.

Hawk beobachtete seine Wirkung auf Val genau. Er fühlte jeden kleinen Schauer ihres Körpers. Sie reagierte unwillkürlich auf ihn. Sein Jagdinstinkt war geweckt.

„Val, leider haben wir keine Flyer oder so was Ähnliches für unseren Club, aber ich könnte dich heute Abend mitnehmen. Wir haben eine kleine Feier. Ich könnte dich rumführen und dir alles zeigen.“ Hawk hatte seinen Schlachtplan entworfen. Jetzt musste Val den Köder nur noch schlucken. Valerie war etwas unwohl zumute, sie kannte Hawk ja gar nicht. Die alte Valerie würde dankend ablehnen, aber die neue Valerie war neugierig. Ehe sie lang überlegen konnte antwortete sie Hawk: „Ja, klar hab ich Zeit. Ich komme gern mit.“

Hawk guckte auf seine Armbanduhr. „Gut, ich hol dich dann in zwei Stunden hier in der Lobby ab. Bis später, Schönheit.“

Im Nu waren die zwei Stunden verflogen. Valerie war zufrieden mit sich. Gottseidank hatte sie ihr „kleines Schwarzes“ eingepackt. Sexy Unterwäsche und High Heels rundeten ihr Outfit ab. Sie griff sich ihre Handtasche und machte sich auf den Weg in die Lobby.

Sie entdeckte ihn sofort. Er saß an einen der kleinen Tischchen, sein Handy ans Ohr gepresst und hatte anscheinend eine heiße Diskussion mit seinem Gesprächspartner. Valerie nutzte diese Zeit, ihn zu mustern. Sein Auftreten erschien ihr jetzt anders als heute Nachmittag. Er war ganz in Schwarz gekleidet, Schwarze Lederhose, schwarzes Hemd, schwarze Biker Boots. Er strahlte eine Woge von Macht aus, die sie zu verschlingen drohte. Sie fürchtete sich fast ein wenig. Und trotzdem verspürte sie diese Schmetterlinge im Bauch. Sie wollte zu ihm, ihn beschwichtigen, ihm gefallen. Was war nur los mit ihr?

Langsam ging sie weiter. Als sie bei Hawk angekommen war, beendete er gerade sein Telefonat. Er sah auf und lächelte.

„Bist du bereit für dein Abenteuer?“ fragte er sie und lächelte fast schon anzüglich.

„Ja, klar. Von mir aus kann‘s losgehen.“

Hawk führte sie zu seinem Wagen, den er vor dem Hotel geparkt hatte. Beinahe galant, hielt er ihr die Beifahrertür auf, und wartete bis sie sich angeschnallt hatte.

Erst dann stieg auch er ein und fuhr los.

Während der Fahrt durch die Stadt unterhielten sie sich über viele Themen. Valerie war erstaunt, wie viel sie gemeinsam hatten. Als sie die Stadt verließen und Überland fuhren, wurde Valerie wieder unsicherer.

„Wo fahren wir eigentlich hin. Ist es noch weit?“. Ihre Stimme bebte, doch sie versuchte das zu überspielen.

„Keine Angst, Val. Wir sind gleich da.“

Valerie konnte in der Ferne ein Anwesen sehen. Es war ein großes Backsteingebäude mit Reetdach. Aus den Fenstern kam ein warmer Schimmer. Laternen beleuchteten einen Parkplatz, auf dem schon sehr viele Autos geparkt waren. Hawk parkte auf dem Parkplatz und half Valerie aus dem Wagen. Er nahm ihren Arm und führte sie zum Eingang. Valerie bemerkte am Eingang ein Messingschild: „Pleasure and Pain – nur für Mitglieder“. Seltsamer Name.

„Bevor wir in den Clubbereich kommen, müssen wir ein paar Formalitäten klären, Val. Komm, wir gehen in mein Büro.“

Val konnte sich das jetzt gar nicht erklären. Formalitäten? Von was sprach Hawk da.

Im Büro angekommen, schob er Valerie einen Stapel Papier mit einem Kugelschreiber über den Schreibtisch.

Sie musterte die Blätter. In großen Buchstaben stand auf der ersten Seite „Antrag auf Mitgliedschaft und Verschwiegenheitsverpflichtung“.

„Ähm, was genau soll ich hier unterschreiben, Hawk?“

Hawk musterte sie eindringlich. „Du wirst verstehen, dass keiner von den Mitgliedern hier will, dass etwas, was hier geschieht, an die Öffentlichkeit kommt. Deshalb versuchen wir, das Risiko so gering wie möglich zu halten. Dieses Schriftstück hilft uns dabei. Entweder du unterschreibst, oder ich bring dich zurück. Deine Wahl.“ Valerie war angepisst über seinen strengen Ton. Aber sie wollte unbedingt in den Club. Sie musste wissen, was es damit auf sich hatte. Also unterschrieb sie auf der letzten Seite, ohne sich die Mühe zu machen, alles zu lesen.

„Braves Mädchen.“, lobte Hawk sie. Und Valerie wuchs förmlich.

„Komm mit, ich bring dich hinein. Ach und übrigens, hier nennst du mich Master Hawk.“

Valeries Augen weiteten sich. Oh mein Gott. Sie war wirklich ein Landei. Das konnte nicht sein.

„Hawk, für was steht eigentlich DS?“ fragte sie kleinlaut.

Er grinste sie an. „Hast du nicht was vergessen, Val? Aber gut, ich will noch mal darüber hinwegsehen. Aber merke dir. Wenn du mich das nächste Mal nicht formell ansprichst, wirst du bestraft. Und DS, Schönheit, steht für Dominance and Submission. Ich werde dir heute zeigen, was das bedeutet.“

Val schluckte merklich. Sie spürte einen Fluchtreflex. Am liebsten wäre sie auf und davon. Aber etwas hielt sie zurück.

„Komm.“ Und Valerie folgte ihm willig.

Sie betraten einen großen Raum. Die Musik dröhnte in Vals Ohren. Auf der Tanzfläche tummelten sich Paare, die sich erotisch zur Musik bewegten. Im Zentrum des Raumes war eine große Bartheke. Um die Bar gab es Nischen, die etwas Intimes an sich hatten. Viele dieser Nischen waren besetzt. Valerie beobachtete die Menschen. Manche waren in Leder oder Latex gekleidet oder hatten fast gar nichts an. Es gab Männer oder Frauen, die jemand an einem Halsband hinter sich herführten. Manche trugen Masken. Wo war sie hier nur reingeraten. Sie fühlte schon, wie die Schamesröte ihr ins Gesicht stieg. Sie konnte nur nicht einordnen, warum sie sich schämte. War sie angewidert oder angeturnt?

Hawk geleitete sie zu einer der Nischen.

„Setz dich. Ich werde dir heute den Club zeigen und keine Anforderungen an dich stellen. Aber später müssen wir einiges besprechen, unsere Regeln festlegen und so weiter. Ich hol uns erst mal was zu trinken.“

Valerie beobachtete die Menschenmenge wieder. Sie sah einen Mann mit einer unübersehbaren Erektion, der sich lustvoll an seiner Partnerin rieb. Ein anderes Pärchen küsste sich leidenschaftlich. Der Mann hatte seine Hände an den entblößten Brüsten der Frau. Das war fast zu viel für Valerie. Diese Zur-Schau-Stellung. Sie war eher der private Typ.

Als Hawk mit den Getränken zurückkam war sie total verunsichert.

„Hawk, ich meine Master Hawk. Ich weiss nicht, ob das hier was für mich ist. Ich sollte besser gehen.“

„Val, ich weiß, dass du das hier alles noch nicht verstehst. Aber ich verspreche dir, das wirst du. Es gibt viele Facetten von einem D/S Verhältnis. Manche sind ein Liebespaar auch im realen Leben, andere sind Spielpartner und haben andere Lebenspartner. Es muss nicht unbedingt zu Sex kommen. Jeder hat andere Bedürfnisse. Hast du dir nicht heimlich in deiner Phantasie manchmal ausgemalt, wie es wäre, wenn ein Mann dich im Schlafzimmer dominiert, die Führung übernimmt. Ich kann dir das geben. Wir haben hier heute übrigens eine Hochzeit. Vielleicht denkst du anders, wenn du das siehst.“

Hawk führte sie weiter ins Innere des Hauses. Sie kamen in einen weiteren Raum. Hier waren schon viele Menschen versammelt. Sie konnte vorne ein Paar erkennen, das sich an den Händen hielt. Der Mann war ähnlich gekleidet wie Hawk, die Frau trug ein durchsichtiges weißes Kleid und keine Schuhe. Vor dem Paar stand ein Mann, der so eine Art Ritual abhielt. Er fragte die Frau, ob sie sich freiwillig ihrem Meister unterwerfe. Sie antwortete natürlich mit „Ja“. Der Mann nahm eine Halskette und legte sie der Frau an. Er sagte dann sowas wie: Ich gebe dir diese Halsband als Zeichen meiner Liebe. Ich verspreche dir, ein Ehrenhafter Herr und Meister zu sein und mich an unsere festgelegten Regeln zu halten. Nimmst du mein Geschenk an?

Was sie natürlich wohl wieder mit „Ja“ beantwortete. Der Bräutigam, wenn man so wollte, legte dann seiner Braut die Kette an. Danach küssten die beiden sich mehr als leidenschaftlich. Die Menschenmenge jubelte dem Paar zu. Dieses verschwand dann glücklich. Das hatte wirklich was Romantisches, wie eine Hochzeit eben.

„Und, was sagst du, kleine Sub.“ Valerie blinzelte und sah Hawk an. Die wollte ehrlich zu ihm sein. „Das war auf irgendeine bizarre Weise schön. Obwohl ich nicht alles verstanden habe. Aber die beiden sahen so glücklich aus.“

Hawk nahm ihre Hand und führte sie durch die Menschenmenge. „Komm, wir gehen wohin, wo es ein bisschen ruhiger ist.“

Sie gingen einen langen Flur entlang. Am Ende des Flures war ein privater Aufzug. Er gab eine Art Code ein und die Türen öffneten sich. „Wohin gehen wir?“, frage Valerie. „Wir gehen in meine Wohnung. Zeit für deinen Grundkurs.“ Hawk sah sie aus hungrigen Augen an. Valerie konnte die erotische Spannung zwischen ihnen fühlen. Als die Türen sich schlossen, drückte Hawk Valerie gegen die Wand. Eine Hand legte er leicht um ihren Hals und drückte sanft zu. „Verstehst du jetzt was Pleasure and Pain bedeutet?“ hauchte er in ihr Ohr und biss dann in ihr Ohrläppchen. Dieser leichte Schmerz bereitete ihr so viel Lust. Sie spürte, wie ihr Unterleib sich zusammenzog. Sie wollte die Leere dort unbedingt gefüllt wissen.

Als sie aus dem Aufzug ausstiegen, wackelten Valeries Knie. Hawk hatte sie leicht um die Taille gefasste und lenkte sie mit sanften Druck in ein großes helles Wohnzimmer. Valerie ging langsam zu den großen Fenstern und sah hinaus. Sie spürte ihn hinter sich. Sie drehte sich zu ihm und er fuhr mit seinem Fingern zart über ihre Wangen. „Es ist nichts Unanständiges daran, eine Submissive zu sein. Du musst keine Angst haben. Ich bin kein Sadist, ich stehe nicht darauf, jemandem Schmerzen zuzufügen. Du hast die Kontrolle. Aber ich will ehrlich sein, ich kann es kaum erwarten, dich nackt zu sehen. Dich unter mir zu spüren. Wir werden es langsam angehen lassen. Ich werde dich zu nichts zwingen. Was in einem D/S Verhältnis passiert, ist immer einvernehmlich. Fürs erste wird es reichen wenn du nein sagst, falls ich aufhören soll.“

Seine Hand wanderte in ihr Haar. Fast schmerzhaft bog er ihren Kopf zurück und küsste sie leidenschaftlich. Seine Zunge bohrte sich in ihren Mund und spielte mit ihrer. Sie konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. „Soll ich weiter machen?“ Valerie sah Hawk hilflos an. Sie wollte, dass er weiter machte, aber sie wollte es auch nicht zugeben. „Ah, du hast Angst. Aber ich weiß was du willst. Dein schneller Puls verrät dich.“ Er hob sie hoch und trug sie in sein Schlafzimmer. Neben dem Bett setzte er sie ab. „Zieh dich aus und leg dich auf den Rücken in die Mitte vom Bett, Arme und Beine gespreizt.“ Valerie gehorchte ihm, sie musste einfach.

Während sie sich auszog und ins Bett kletterte, hantierte er in einem Schrank und holte etwas heraus. Sie konnte nicht erkennen, was es war. Hawk kam zurück und kniete sich neben sie auf das Bett. „Schließ deine Augen.“, kommandierte er. Sie tat es. Etwas Weiches legte sich auf ihre Augen und wurde hinter ihrem Kopf verknotet. Er hatte ihr die Augen verbunden. „Ich werde dir jetzt deine Arme ans Bett fesseln. Es wird nicht wehtun. Die Knoten sind nicht fest, du kannst dich jederzeit befreien.“ Valerie ließ auch das geschehen. Ihre Sinne waren überreizt. Durch die verbundenen Augen und die gefesselten Hände fühlte sie sich ihm vollkommen ausgeliefert. Doch das beunruhigte sie nicht. Sie vertraute ihm. Sie hörte, wie Hawk sich entkleidete. Das Bett schaukelte leicht, als er sich ihr näherte. „Du weißt, wenn du nein sagst, höre ich sofort auf“, flüsterte er in ihr Ohr. Er begann sie zu streicheln. Seine Hände fuhren über ihren Busen, weiter über ihren Bauch bis zu ihrer Mitte. Dann stoppte er. „Soll ich weitermachen?“ Valerie stöhnte, antwortete aber nicht. „Val, antworte mir. Bitte mich darum“ Wieder dieser Kommandoton. Aber sie wollte sowas von dass er weiter machte. „Ja, bitte. Bitte Master Hawk.“ Er wiederholte die Prozedur, diesmal mit seinen Lippen. Er saugte an ihren Nippeln, an ihrer Klit. Valerie wurde beinahe verrückt. Jedes Mal, wenn sie kurz vor dem Orgasmus war, stoppte er. Dieser Mistkerl. Dann hörte sie ein Rascheln, das Zerreißen von Cellophan. „Ich werde dich jetzt ficken, Val. Sag nein, falls ich aufhören soll.“ „Oh Gott, hör nicht auf, Master Hawk. Bitte mach weiter.“ Langsam drang er in sie ein. Er bewegte sich zuerst langsam. Mit immer schnelleren und tieferen Stößen hämmerte er in sie. Der Orgasmus kam so heftig für Val, dass sie meinte sie würde bewusstlos. Ihr ganzer Körper krampfte und zitterte. Es dauerte nicht lange und Hawk fand ebenfalls seinen Höhepunkt. „Alles ok?“ fragte er Val. Val war wie in Trance. „Ja, ähm, ich denke mehr als ok.“ Hawk stand dann auf und ging in ein angrenzendes Zimmer, wahrscheinlich das Bad. Val wusste nicht, wie sie sich jetzt verhalten sollte. Er hatte nichts weiter gesagt. Wollte er, dass sie jetzt ging oder was? Während sie noch überlegte, kam Hawk wieder zurück. „Spreiz deine Beine, Sub“, befahl er. Sie tat es. Sie fühlte etwas Warmes zwischen ihren Beinen. Er begann sie zu waschen. Als er das erledigt hatte, löste er ihre Fesseln und die Augenbinde. „Schlaf jetzt, Schönheit. Morgen früh reden wir.“

Valerie erwachte am frühen Morgen. Im ersten Moment wusste sie gar nicht, wo sie war. Doch dann dämmerte es ihr wieder. Ihr Körper schmerzte an bestimmten Stellen und erinnerte sie an ihre Aktivitäten. Nun ja, sie hatte sich ja einen One-Night-Stand gewünscht, und den hatte sie bekommen. Wow, einfach nur Wow. Sie blickte auf die schlafende Gestalt neben sich. Sein Unterkörper war vom Bettlaken verhüllt. Doch seine breite muskulöse Brustpartie war entblößt. Sie bewegte sich rhythmisch mit seinen Atemzügen. Warum nur zog sich ihr Herz so schmerzlich zusammen, wenn sie ihn anblickte. Dummes Herz. Sie sollte hier verschwinden, ehe er aufwachte. Sie hatte mit One-Night-Stands keine Erfahrung. Sie hatte keine Ahnung, wie sie ihm Entgegentreten sollte. Langsam krabbelte Valerie aus dem Bett. Sie sammelte ihre am Boden verstreuten Klamotten zusammen, schlich sich ins Wohnzimmer und zog sich schnell an. Gott sei Dank, der Aufzug funktionierte ohne Codeeingabe. Als sie unten ankam, war alles ruhig. Weit und breit kein Mensch zu sehen. Der Club hatte anscheinend schon geschlossen. Sie schlich sich regelrecht zum Ausgang. Von dort rief sie mit ihrem Handy ein Taxi. Hoffentlich wachte Hawk nur nicht auf bevor sie weg war.

Jemand hatte wohl ihre Gebete erhört. Das Taxi kam und niemand hielt sie auf. Oder hatte sie vielleicht gehofft, er würde kommen?

Im Hotel angekommen, packte sie ihre Sachen zusammen. Das Wochenende war für sie gelaufen. Nachmittags hätte sie das Zimmer sowieso räumen müssen. Was machte es da aus, wenn sie schon früher ging. Doch ihrem Herzen machte es anscheinend etwas aus. Sie spürte wieder diesen Schmerz und Bedauern. Bedauern darüber, dass sie nicht bleiben konnte. Doch sie war auch dankbar für die gemachte Erfahrung. Hawk hatte ihr gezeigt, wer sie war. Sie hätte es ohne ihn nie herausgefunden.

Valerie sperrte die Wohnungstür auf. Der Alltag hatte sie seit zwei Wochen wieder. „Valerie, bist du das?“ hörte sie ihre Mutter rufen. „Ja, Mom. Ich bin’s.“ Ihre Mutter kam ihr im Flur schon entgegen und hielt ein Päckchen in der Hand. „Das wurde heute für dich abgegeben. Es steht aber kein Absender drauf. Sei bloß vorsichtig beim Aufpacken.“ Valerie nahm das Päckchen und ging in ihr Zimmer. Langsam löste sie das Papier. Darunter kam eine schwarze Schatulle zum Vorschein. Valerie öffnete den Deckel und ihr verschlug es regelrecht den Atem. Die Schatulle war mit Samt ausgekleidet und darauf war das schönste Halsband gebettet, das sie jemals gesehen hatte. Es war aus Silber, grob gearbeitet mit einem Herzanhänger mit kleinen roten Steinchen. Auf der Rückseite die eingravierten Worte „Dir gehört mein Herz“.

Neben dem Halsband lag eine Flaschenpost. Valerie öffnete den Flaschenkorken und heraus fiel eine Pergamentseite.

Mit zitternden Händen faltete sie den Brief auseinander. Sie war sich schon jetzt sicher, den Absender zu kennen.

„Val,

das ist mein Versprechen an Dich. Und falls du noch Zweifel hast google mal „Zeremonie der Rosen“. Und dann beweg deinen geilen Arsch nach draußen und komm zu mir. Und das ist keine Bitte.

Master Hawk“

Und was tut eine gute Sub. Sie gehorcht natürlich ihrem Meister.

3 thoughts on “Schreibwettbewerb November Gewinnerstory Sylvia B. Stroud

  1. Herzlichen Glückwunsch! Eine mega tolle Geschichte! Würde sofort weiterlesen! Einfach klasse!

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