Rezension Tango in Lissabon von Dirk Trost

Cover
Schon allein das Cover besticht durch seine gedeckten Farben. Erotisch, anmutig ohne aufdringlich zu wirken. Ein kleiner Ausflug in die engen, verwinkelten Gassen Lissabons. Gerade auch dann, wenn man das Buch gelesen hat, bekommt man genau darauf Fernweh.

Prota
Karl in der Blüte seines Lebens, fristet sein Dasein inmitten von Berlin nach alten festgelegten Strukturen und Mustern. Erst nach einem Schicksalsschlag erwacht er und bricht aus seinen gewohnten Mauern aus. Durch Liebe auf den ersten Blick oder den ersten Takten zum Tango Argentino fängt sein Leben an, sich grundauf zu ändern. Er verändert sich und lernt, neue Schritte, einen nach dem anderen, zu gehen. Und das nicht nur beim Tanz.
Franka, ebenfalls Berlinerin, hat schon einiges in ihrem Leben erleiden und erfahren müssen. Durch ihr eigenes Trauma lebt sie eher isoliert und in sich selbst gefangen. So blieb es nicht aus, dass sie sich eine harte Schale zulegte, um den alltäglichen Kampf des Lebens zu meistern. Durch die neu gewonnene Liebe zum Tango erfährt sie, wie es ist, auch das Schöne zu sehen, sich selbst auch wieder als Mensch und Frau wahrzunehmen.

Schreibe und Inhalt
Mit einer schönen bildhaften Umschreibung der Örtlichkeiten und auch ehrlichen Art, wie er den Protas Leben einhaucht, gelingt es dem Autor, seine Leser zu fesseln. So dürfen wir aus der Sicht Karls die Geschichte erleben, genauso bekommen wir einen Einblick in Frankas Leben, aus ihrer Sicht gesehen.

Karl und Franka lernen sich bei einem spontanen Tanzkurs, dem Tango Argentino, kennen. Nicht nur ihre entfachte Leidenschaft zum Tanz, sondern auch das unsichtbare Band, das sich zwischen ihnen knüpft, lässt eine wunderbare Freundschaft entstehen. So lernen sie beide sich aus ihren Korsetts des Lebens zu befreien und jeder einen Neuanfang wagen. Es ist ihr beider Schicksal, das der Tango Argentino auf seine eigene melancholisch-dramatische Art ändert.

Spannungsbogen
Der Leser wird langsam aber immer stetiger in die Geschichte um Karl und Franka eingeführt. Erstmal angefangen berührt dieses Buch und lässt den Leser nur schwer los. Aufregend, packend, gefühlvoll, spannend, bis zur letzten Seite.

Erotikfaktor
Das magische Knistern war durchaus zu spüren. Eher die Spannung zwischen den Protas, die die Luft zum flirren brachten, waren lesbar. Erotik auf einer ganz anderen Ebene.

Taschentuchfaktor
Gerührt war ich von einigen Szenen, die nicht nur gleich zu Anfang des Buches, das ein oder andere Tränchen haben kullern lassen, sondern auch immer wieder gab es Momente im Buch, die sehr emotional waren. Ich würde sagen, ich habe mitgelitten.

Minisnippet

… „Carlos“, … „Lass die Gefühle, die ich für dich empfinde, Liebe sein. Denn … was sollte es sonst sein, so intensiv, so tief. Es ist, als wenn ich meinen Seelenmenschen getroffen habe und endlich angekommen bin.“ „Es ist noch … verrückter, als du denkst“, …

… Jede Plattitüde bekommt eine tiefe Bedeutung für denjenigen, den sie betrifft. Sie standen sich zum ersten Mal auf ihren Balkonen gegenüber. Die Frau musterte ihn aufmerksam, so, als würde sie überlegen, ob sieihn nicht doch schon einmal gesehen hatte. Dann wurde ihr Blick weich und ihr Gesicht erstrahlte. „Bom Dia“, sagte sie mit dem schönsten Lächeln, das ihm jemals eine Frau geschenkt hatte. …

…mit geschlossenen Augen und voller Urvertrauen. …. Heute spürte Franka sich und ihren Körper bis in die letzte Faser. Dieses Gefühl würde sie nie wieder hergeben! …

… Tango Argentino war nicht einfach nur ein Tanz, dessen Schritte man in ein paar Wochen lernte und dann drauf lostanzen konnte. Tango war mehr: Musikalität, Emotion, Nähe, Erotik, Zauber, Lernen und Trainieren. Eine Mischung, die die Liebe und Leidenschaft für diese besondere Form der Umarmung zwischen zwei Menschen mit sich bringt. …

Fazit
Tanzen. Tja. Was das angeht, habe ich zwei linke Füße. Mit dem Buch „Tango in Lissabon“ fangen sie von ganz alleine an zu wippen. Dem Autor gelingt es, als würde man selber auf dem Parkett stehen, sich inmitten von Berlin im „Nou“ treffen. Den ersten Takten des Tangos lauschen und sich dann dem Gefühl hingeben; der Geschichte. Die Geschichte entführt in die Welt des Tango Argentino, des Fado und der ganz großen Leidenschaft; wie es das Leben nur selbst kann. Ich bin verzaubert und dieses Buch ist auf jeden Fall eine Perle, die einen Platz im Bücherregal verdient.
Besonders der Epilog, runden das Buch ab, welches man nun schweren Herzens schließt.

Verdiente 5 Sterne und eine für mich klare Kaufentscheidung.


„Tango in Lissabon“ von Dirk Trost


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.