Zum Abschluss bedanken wir uns noch einmal recht herzlich bei Jessica Gisso für die Patenschaft und die tolle Zusammenarbeit. Auch dafür, dass sie der Verlängerung zugestimmt hat. Mit ihrer tollen Story beenden wir den Schreibwettbewerb für die Monate Dezember 2016 und Januar 2017.
Viel Spaß beim Lesen.
Der Griesgram
Leroy Braun, von allen Roy genannt, verbringt seine Abende immer auf dieselbe Weise. Er kommt nach Hause, kocht sich etwas zu essen und schaltet dann den Fernseher ein. Auch in diesen kalten Tagen des Winters.
Die Nachrichten berichten schon den ganzen Tag von den Autounfall, wo eine junge Mutter ums Leben kam. Er kann dieses Elend nicht mit ansehen und schaltet zu den Nachrichten. Brandheiße News zu einem Gaunerpärchen. Das ist schon eher Roy’s Geschmack.
»Bullshit«, schimpft er den Fernseher an und schaltet ihn dann vollends aus. Er hat in den vergangenen sechzig Jahren so einiges erlebt, Menschen kennengelernt und hat sich nie in ihnen getäuscht. Die beiden Leute im Fernsehen sind keine Gauner, das würde er auf das Grab seiner verstorbenen Frau schwören.
Die Frau in den Nachrichten hat gütige Augen, nicht die einer Verbrecherin. Schon lange schimpft Roy über das Rechtssystem, aber niemand will ihm zuhören. Keiner glaubt ihm, das sich in der Fabrik etwas ereignet, was der Öffentlich verborgen bleibt. Selbst seine Tochter nicht, die ihn schon seit Jahren nicht mehr Besucht. Nach dem Tod seiner geliebten Frau ist die Beziehung zwischen Tochter und Vater gebrochen und keinesfalls zu kitten.
Roy nimmt sich seine Schrotflinte, seine Schüssel mit Suppe und setzt sich auf die Veranda in den Schaukelstuhl. Jeden Abend sitzt er dort und betrachtet die Fabrik aus der Ferne. Da er einer der Wenigen ist, die auf dem Berghang leben, kann er auf das Tal heruntersehen, wo diese ominöse Fabrik westlich der Stadt liegt.
Vier Türme ragen in die Luft, aus denen Rauch aufsteigt. Es heißt, es wäre eine Verbrennungsanlage, aber Roy glaubt dies nicht. Dafür ist es zu schwer bewacht, denn Männer mit Hunden erkunden das eingezäunte Gelände. Der ältere Mann war vor zwei Monaten mit dem Truck näher heran gefahren, wurde aber von einer Patrouille Kilometer vor dem Zaun abgefangen. Es sei Privatgelände, sagte man Roy, der den Männern im Gegenzug seinen knöchrigen Mittelfinger zeigte.
Seitdem sitzt er jeden Abend auf seiner Veranda. Das Fernglas liegt auf dem kleinen Tischchen neben ihm, wo er die Schüssel abstellt und dafür das Nachtsichtgerät an sich nimmt.
Der ältere Mann ist ein Eigenbrötler, so sagen es die Bewohner der kleinen Stadt, in der Roy als Junge aufgewachsen ist. Als seine Frau dann vor wenigen Jahren starb, seine Tochter ihn verließ, zog er sich immer mehr in das Haus in der Wildnis zurück und will seitdem nichts mehr mit den Stadtbewohnern zutun haben.
»Pah«, ruft Roy aus, als er durch das Objektiv sieht. Mehrere Transporter fahren die kleine Straße entlang, die auf direktem Wege zum Zaun führt. Durch seinen grauen Star, der sich langsam bemerkbar macht, muss Roy auf Zoom stellen, damit er die Aufschrift der Laster lesen kann.
P.R. Cooperation.
Aha … nie gehört!
Roy ist ein sehr belesener Mann und interessiert sich für alles und doch für nichts. Jeden Morgen liest er seine Zeitung, schimpft beim Kaffeetrinken über die Politiker und beschwert sich über diese ganze Technik, die es seit neuestem gibt.
Smartphones! Roy hat so etwas auch nicht in jungen Jahren gebraucht, denn es verleitet einen zur Kontrolle von Geschehnissen, die niemand beeinflussen kann. Wenn Roy telefonieren will, geht er ins Haus und schließt das alte Ding an, was noch eine Ziffernscheibe besitzt. Funktioniert tadellos, erzählt er den Jüngeren im Dorf.
Es dämmert bereits, die Laster warten vor dem Zaun bei einem großen Rolltor, welches punkt zwanzig Uhr geöffnet wird. Selbst wenn sich niemand davor befindet. Roy findet es sehr mysteriös, das dieses Rolltor immer zur selben Zeit geöffnet wird, selbst wenn niemand herein oder heraus will.
Seine Nachforschungen haben ergeben, dass jeden Montag Lastwagen hineinfahren und genau zwölf Stunden später wieder hinaus. Die behaupten wirklich, sie würden die Verbrennungsanlage beliefern, aber diese Lüge dürfen sie jemanden anderem erzählen, nicht Roy.
Um alles genau mitzubekommen, zieht er den selbstgebauten Ständer heran, den er auf seine Sitzhöhe einstellt, und das Fernglas darauf legt. Nun kann er alles beobachten und seine Suppe essen, die natürlich künstlich schmeckt. Seine Frau hat früher die beste Suppe auf der Welt gekocht, das Gemüse aus dem eigenen Garten verwendet. Die Suppe oder Eintopf, gab es immer zum Stadtfest, welches Roy seit dem Tod seiner Frau nicht mehr beiwohnt. Zu schmerzhaft ist die Erinnerung.
Der Griesgram sitzt dort, isst seine Suppe und beobachtet die Fabrik. Er beobachtet die Wachmänner, die im Viertelstundentakt ihre Runde drehen, begleitet von Hunden.
Fast wäre Roy die Schüssel aus der Hand gefallen, da ein nervenstrapazierender Alarm zu hören ist. Scheinwerfer der Fabrik erhellen das Gelände und selbst die Hunde kann er bis zu seinem Haus bellen hören.
Hastig stellt er die Schüssel auf den Tisch neben sich, nimmt das Fernglas und steht auf.
»Was ist da los?«, fragt er sich selbst und grinst dabei. Er lacht sich ins Fäustchen, denn etwas stimmt nicht in der Fabrik, die eine reine Weste haben will.
Dann hört Roy die ersten Schüsse, nimmt das Fernglas herunter und starrt in das Tal. Warum zur Hölle schießt man in einer Verbrennungsanlage?
Die Sirene wird lauter und zu einem ohrenbetäubenden schrillen Ton. Völlig perplex lässt Roy das Fernglas fallen, welches am Boden zerschellt, und hält sich die Ohren zu.
Hunde bellen laut, weitere Schüsse sind zu hören. Plötzlich sieht Roy etwas im Augenwinkel. Etwas Kleines, was er nur erhaschen konnte. Die Verbrennungsanlage verlor seine Aufmerksamkeit, dafür erlangte es dieses Etwas, was hinter sein Haus geschlüpft ist. Es war schnell und klein, vielleicht ein Jungtier oder Waschbär. Die Tiere des Waldes sind eigentlich Roy’s Freunde, denn sie lassen ihn in Ruhe. Normalerweise.
Der ältere Herr nimmt die Schrotflinte an sich und seufzt. Möge Gott die Waschbären schützen, sollten sie sich am Garten seiner toten Ehefrau vergehen. Schnellen Schrittes läuft er ums Haus und schleicht durch die Dunkelheit. Im Haus brennt kein Licht, Roy kennt seinen Grund und Boden trotzdem und kann sich blind bewegen. Die Schrotflinte an der Schulter angesetzt durchsucht er den Garten, findet jedoch nichts.
Dann ein Scheppen. Ruckartig dreht Roy sich zum Schuppen, wo er all seinen alten Krempel verwahrt, den er nicht mehr braucht.
Leise schleicht er sich zur Tür, öffnet sie mit quietschenden Scharnieren und verflucht sich selbst, da er es seit Monaten versäumt, es zu ölen. Roy betätigt den Lichtschalter, was den überfüllten Schuppen in ein beißendes Licht taucht. Würde seine Frau Trudi noch leben, hätte sie ihm schon längst die Ohren lang gezogen. Wahrscheinlich hätte er erst etwas zum essen bekommen, wenn er den Schuppen ausgemistet hätte.
Schmerzhaft erinnert er sich daran, warum die kleine Hütte überhaupt so voll ist, Trudis alte Sachen lagern dort. Er sollte all den alten Krempel wegwerfen, bringt es aber nicht über sein altes Herz. Zu sehr hängt er an die Erinnerungen an seine wundervolle Frau, die für jeden ein Lächeln übrig hatte. Roy hingegen scheucht die Menschen absichtlich aus seinem Leben, selbst seine Tochter hat er vergrault. Sie hat es bei dem alten Griesgram nicht mehr ausgehalten und ist gegangen. Wie jeder, der mehr als zwei Stunden mit Roy verbringt.
»Ich durchlöchere deinen Hintern wie einen Schweizer Käse, wenn ich dich finden muss. Komm raus, dann bekommst du nur eine Tracht Prügel.« Roy zielt mit dem Waffenlauf blind durch den Raum.
Rechts raschelt es, der Griesgram richtet seine Waffe in die Ecke, in der er die Kleidung seiner Frau in Kartons verpackt hat. Seine alten Ohren teilen ihm mit, dass jemand flüstert, aber kein Wort versteht er.
Roy nähert sich den Kisten, seine Hände schwitzen vor Aufregung, denn er hat noch nie jemanden ernsthaft wehgetan, selbst als er noch Polizist war. Zwar hat er sich mal in einer Bar geprügelt, aber dies war auch schon alles.
»Komm raus«, spricht er klar und deutlich, jedoch fahren seine Emotionen eine Achterbahn. Der Schweiß steht ihm schon auf der Stirn, leicht zittern seine Hände, als er sich an die Kisten heranpirscht. »Komm raus, hab ich gesagt.«
Wieder dieses leise Flüstern, dieses Mal antwortet jemand. »Bitte schießen Sie nicht.«
Sofort senkt Roy die Schrotflinte und kann seinen Ohren nicht trauen. Das ist ein Kind! Der Griesgram läuft um die Kisten herum und bleibt mit offenem Mund vor dem Szenario stehen.
Zwei Kinder, das Jüngere vielleicht zwei oder drei Jahre alt. Ein blondes Mädchen, dessen Haar zu zwei Zöpfen geflochten wurde. Sie sieht Roy mit diesen kleinen Kulleraugen an und hat Tränen an ihren Wimpern hängen.
»Bitte tun Sie uns nichts«, beginnt das Mädchen zu weinen und drückt sich an den etwas älteren Jungen. Roy schätzt dass er vier sein könnte, jedoch sieht er unter all dem Dreck wie ein Neandertaler aus. Seine Kleidung ist schmutzig, die des Mädchens sauber.
Der Junge liegt auf dem Boden, die Lider geschlossen. Erst jetzt bemerkt Roy eine Glasscherbe im Bein des Jungen, um die das Mädchen ihre Hände legt, als will sie die Wunde beschützen.
»Schon gut Kleines, ich tue euch nicht.« Trudi hätte ihm den Teufel an den Hals gewünscht, wenn er diesen Kindern etwas täte. Roy legt die Schrotflinte auf die Kisten und kniet sich neben den Jungen. Zuerst sieht er sich die Wunde an, Roy merkt, dass der Splitter nur oberflächlich drinzustecken scheint.
Zu viele Fragen geistern dem Griesgram im Kopf umher, jetzt muss er aber handeln bevor er seine Antworten verlangen kann.
Roy kniet sich neben ihn hin, schiebt seine Hände unter den zierlichen Körper und hebt ihn hoch. Das kleine Mädchen sieht zu ihm herauf, ist fasziniert und ängstlich zugleich. Sie hat noch nie Hilfe von jemanden bekommen und niemand hörte auf ihr Flehen.
»Komm mit, Kind.« Er trägt den Jungen aus der Hütte heraus, durch den Garten, in sein Haus. Dort folgt ihm das kleine Mädchen in die obere Etage, wo Roy den Jungen in sein Schlafzimmer auf das Bett legt. Ohne darüber nachzudenken, zieht er die Spritze aus der Haut und wirft sie achtlos in den Mülleimer.
»Lebt er noch?«, fiept das Mädchen und steht vor dem Bett, wo sie kaum drüber schauen kann. Sie geht Roy gerade mal bis zu den Knien.
Der Griesgram überprüft den Puls des Jungen am Handgelenk und ist erleichtert, dass er noch lebt. »Ja.«
»Wird er wieder gesund?«, fragt sie weiter und versucht sich auf das Bett zu ziehen, was ihr misslingt.
»Woher soll ich das wissen?« Einige Minuten sieht Roy das mit harten Blick zu, dann hebt er sie aufs Bett, wo das Mädchen zu dem kleinen Jungen krabbelt und sich neben ihn setzt.
»Sind Sie ein Opa?«
Roy verschluckt sich fast an seiner eigenen Spucke und richtet ruckartig seine Augen auf den kleinen Blondschopf. »Was?«
»Mama hat uns immer so Bücher vorgelesen, wo die Kinder einen Opa hatten, der immer ganz nett war und sie beschützte. Sind Sie ein Opa?«
So etwas Lächerliches und zugleich herzzerreißendes hat er noch nie gehört. »Wo kommt ihr her?« Während er dies fragt, läuft er zum Schrank und holt eine Decke heraus, die er auf dem Jungen ausbreitet. Dann versorgt er die Wunde und muss daran glauben, dass der Kleine einfach schlafen muss und nichts Ernsthaftes hat.
»Mama hat uns hergebracht«, flüstert der Blondschopf und spitzt die Lippen. Sie muss älter sein, da sie perfekt spricht. Sogar auf die höfliche Anrede gegenüber einem Älteren achtet sie akribisch. Komisches Kind.
Roy hebt das Mädchen auf seine Arme, um sie in die Küche zu tragen, damit der Junge sich ausschlafen kann. Leise schließt er die Tür hinter sich und bringt sie in die untere Etage.
»Wie heißt du?«
»Mama hat gesagt, dass ich nicht mit Fremden reden darf«, sagt sie leise. In der Küche setzt Roy sie auf einen Stuhl am Tisch und geht zum Herd.
»Hast du Hunger, Mädchen ohne Name.«
Das Mädchen weitet ihre Augen. »Darf ich den etwas essen?« Es scheint fast so, als bekäme sie nie etwas zu essen, wofür Roy die Übeltäter verflucht. Kein Wunder dass das Mädchen so klein ist.
»Sonst würde ich nicht fragen«, gibt Roy sarkastisch zur Antwort, wofür er sich gleich auf die Zunge beißen will. Er lebt schon so lange alleine und ist nur die Gesellschaft von Erwachsenen gewohnt, dass er vergisst, wen er vor sich hat. »Ich habe vorhin Suppe gekocht, dazu kannst du Brot haben. Es ist nichts aufregendes, aber du musst ein bisschen kräftiger werden.«
»Werden Sie mich dann auch in den Backofen schieben?« Panisch will sie vom Stuhl springen, als Roys Lachen in der Küche halt.
»Du hast du viele Märchen gelesen.« Natürlich muss er sich sofort an Hänsel und Gretel erinnern, die einige Parallelen aufweisen. Zwei Kinder irren durch den Wald und kommen zu einer Hütte. Statt eine Hexe erwarten die Kinder einen alten Kauz, der sie nicht essen, aber vertreiben will. Je schneller die beiden aus seinem Haus raus sind, desto schneller kann er zurück auf die Veranda, um die Fabrik auszuspionieren.
Der Griesgram trägt eine Schüssel voll Suppe und Brot zum Tisch und schiebt es dem Mädchen über die Platte zu. Sie kann kaum über den Rand sehen, deshalb holt Roy zwei Kissen aus dem Wohnzimmer und schiebt diese unter ihren Hintern.
»Erzähl mir mehr von deinen Eltern. Wo sind sie?« Das Mädchen schüttelt den Kopf, nimmt den Löffel und führt den ersten Haps in den Mund. Es ist, als würde sie das Essen erlernen, denn sie hat noch nie so etwas Leckeres gegessen. An dem Ort, wo sie lebte, gab es das Essen immer nur aus Tüten, die die Kinder leer machen mussten, sonst wurde man bestraft.
»Mama hat uns jeden Abend Geschichten vorgelesen, Papa hab ich keinen.«
Die Kulleraugen ziehen Roy in den Bann, als würde das Mädchen ihn hypnotisieren. Er erinnert sich an ein solches Gesicht, welches früher einmal auf seinem Schoss saß und mit ihm lachte. Kann das sein?
»Wo ist deine Mama?« Der Mann versucht es mit einfachen Fragen, um das Mädchen nicht zu verschrecken. Sie wirkt etwas scheu, jedoch sehr redselig, was ihm gefällt, so braucht er keine unnötigen Fragen stellen.
»Da.« Sie zeigt auf den Fernseher, wo wieder von dem Unfall berichtet wird. Roy wird ganz schwer ums Herz, die Frage ist beantwortet.
Für einen kurzen Moment überlegt der Blondschopf, taucht ein Stück Brot in die Suppe und steckt es sich in den Mund. Sofort wischt sie sich die Finger an einem Tuch ab, was auf dem Tisch gelegen hat. Also Tischmanieren hat das kleine Ding, da könnten sich manch andere eine Scheibe davon abschneiden.
»Mama hat gesagt, wenn etwas passiert, sollen wir hierher kommen«, flüstert sie und wartet bis Roy nickt. »Sie sagte, hier passt man auf uns auf.«
Roy wird das Herz noch schwerer, er weiß nun, wer die Frau ist. Ihm wird ganz schlecht. Ganz gleich welche Vorwürfe sie sich damals an den Kopf warfen, sie war seine Tochter. Hätte er doch nur von seinen Enkelkindern gewusst … dass sie keinen Vater haben. Er hätte alles getan, um ihr zu helfen.
»Passt du auf uns auf?«, fiepst das kleine Mädchen verängstigt. Sie lässt den Löffel in die Suppe fallen und gleitet vom Stuhl. Tränen steigen ihr in die Augen und sie steht kurz davor zu weinen. Roy ist schnell bei ihr, hebt sie hoch und streicht ihr über das Gesicht.
»Nicht weinen, Kleines.« Als er sie durch die Küche trägt und immer wieder ihren Rücken tätschelt, merkt er etwas in ihrer Hosentasche. Er nimmt den kleinen Briefumschlag heraus und liest.
Für Dad.
Die Handschrift seiner Tochter. Er beruhigt das kleine Mädchen bis sie eingeschlafen ist und legt sie dann auf das Sofa im Wohnzimmer. Erst dann findet er die Kraft, um den Brief zu lesen.
Papa,
verzeih mir. Erst in den vergangen Jahren habe ich eingesehen, wie dumm der Streit war. Ich kann nie wieder gutmachen, was ich gesagt habe und habe mich nicht getraut, dich anzurufen.
Vor einer Woche habe ich die Diagnose, Krebs im Endstation, bekommen und werde in eine Klinik in die Schweiz gehen. Ich will nicht, dass meine Kinder mich leiden sehen und weiß sie bei dir in guten Händen. Du bist der beste Vater, den man sich wünschen kann und diese Zeilen bedeuten, dass du auch der beste Großvater sein wirst. Jonas und Hannah wissen dass ich bald im Himmel sein werde und ich hoffe, dass du mir irgendwann verzeihen kannst.
Ich schreibe dir diesen Brief, um dich wissen zu lassen, dass ich dich liebe. Das du mich geliebt hast, denn ich gebe die beiden wertvollsten Schätze in deine Obhut, die ich in meinem Leben habe. Nach der Diagnose habe ich dich als Vormund eintragen lassen, du bist der Einzige, denen ich meine Kinder anvertraue.
In ewiger Liebe und Dankbarkeit.
Deine Kate