Rezension Tigerstreifenhimmel von Ronja Delahaye

Cover
Für mich ein ganz besonderes und wunderschönes Cover, das direkt auffällt und wahnsinnig neugierig macht. Es wirkt frisch, innovativ, liebevoll und dramatisch. Das Farbenspiel aus Orange, Blau und Lila ist wirklich ein Traum. Man fragt sich, was hinter diesem ungewöhnlichen Buchtitel steckt und möchte am liebsten sofort mit dem Lesen beginnen.

Protas
Rike hat ihren Bruder Levi vor zwei Jahren an den Krebs verloren, gleichzeitig hat sie aber auch einen besten Freund gewonnen. Rafael war Levis Zimmergenosse und kämpft noch immer gegen seine Leukämieerkrankung an. Das gemeinsame Schicksal schweißt sie zusammen und lässt eine einzigartige Freundschaft entstehen. Rike besucht Rafael fast täglich im Krankenhaus und dort trifft sie auch irgendwann auf seine Schwester Camila. Das erste Kennenlernen gestaltet sich für Rike äußerst verwirrend. Einerseits ist Camila unfreundlich und kühl, trägt eine harte Fassade zur Schau. Andererseits spürt Rike eine magnetische Anziehungskraft, die ihr einfach den Atem raubt. Camila geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und durch Zufall treffen sie kurze Zeit später außerhalb des Krankenhauses wieder aufeinander. Eine schicksalshafte Begegnung, mit zwei augenscheinlich gegensätzlichen Persönlichkeiten, aus der etwas Großes und Wunderschönes hervorgeht.

Schreibe & Inhalt
„Tigerstreifenhimmel“ beginnt mit einem schwierigen und aufwühlenden Thema. Krebs, mit dem jeder Mensch auf die eine oder andere Art in seinem Leben konfrontiert wird. Wir verlieren Freunde und Familienmitglieder, erkranken vielleicht selbst daran, oder erleben, wie Menschen den erbitterten Kampf gewinnen und überleben. Angst, Trauer, Hoffnung und Freude liegen ganz nah beieinander. Ronja Delahaye verbindet dieses erdrückende Thema mit etwas Wundervollem. Nämlich der Liebe, die uns ganz unvorbereitet trifft und uns auf Wolke 7 schweben lässt, aber eben auch in Panik versetzt. Was passiert, wenn die andere Person die Gefühle nicht erwidert oder irgendwann erkennt, dass man doch nicht so toll und bezaubernd ist, wie es am Anfang schien? Diesen Ängsten und Zweifeln müssen sich auch Rike und Camila stellen. Rike ist ein schüchterner Bücherwurm, der irgendwann erkannt hat, dass es besser ist sich zu verstellen. Denn ihre Macken und Eigenarten ziehen früher oder später immer komische Blicke nach sich. Sie ist ein herzensguter und hilfsbereiter Mensch, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann. Camila gibt sich als knallharte Schlägerbraut, die einen wirklich einschüchtern kann. Nachts trägt sie illegale Kickboxkämpfe aus, um die Krankenhausrechnungen ihres Bruders zu bezahlen. Man merkt schnell, dass ihre harte Schale nur ein Schutzmechanismus ist, um Verletzungen direkt entgegenzuwirken. Die Autorin erzählt die Liebesgeschichte von Rike und Camila sehr gefühlvoll und tiefgründig. Man soll sich selbst lieben und akzeptieren, und die Meinung anderer geflissentlich in den Wind schießen. Diese positive Botschaft wird von der Krebsthematik keineswegs überschattet. Ganz im Gegenteil. Hoffnung, Zuversicht und Glück stehen eindeutig im Vordergrund.

Spannungsbogen
Die Geschichte ist von Beginn an sehr spannend und mitreißend. Die Charaktere wirken so einnehmend und sympathisch, dass ich wie hypnotisiert war. Man kann es schwer erklären, die Atmosphäre ist fast melancholisch, aber vor allem liebevoll und positiv. Das Buch hat etwas ganz tief in mir berührt, und ich konnte meine Neugier nicht zügeln. Was hat es mit dem Tigerstreifenhimmel auf sich und wie wird die emotionale Geschichte für Rike, Camila und Rafael enden?

Taschentuchfaktor
Ich war sehr oft einfach wahnsinnig ergriffen. Manche Sätze schlagen ein wie eine Bombe. Es bildet sich ein Kloß im Hals und man muss erstmal zur Besinnung kommen. Gar nicht, weil es so traurig ist, sondern weil man sich in so vielen Momenten selbst wiedererkennt. Aber auch pure Freudentränen haben meine Sicht des Öfteren verschwimmen lassen.

Romantikfaktor
Eine Liebe zwischen zwei Frauen, die einfach wundervoll und berührend dargestellt wird. Egal, ob sehnsüchtige Blicke, zärtliche Küsse oder liebevolle Worte. Jede Begegnung zwischen Rike und Camila wirkt romantisch, leidenschaftlich und bedeutend. Zwei Menschen aus verschiedenen Welten, die sich doch gesucht und gefunden haben.

Minisnippet
„Du könntest das nächste Mal wenigstens anklopfen, wenn du zu Besuch kommst. Vielleicht wollte Rike sich gerade ausziehen und mir eine Freude bereiten.“ Während er über seinen eigenen Witz auflachte, verschluckte ich mich beinahe an meiner eigenen Spucke. Hustend drehte ich mich weg, auch, damit niemand mein Grinsen sah.
Daraufhin folgte Schweigen, was mich dazu brachte, mich wiederumzudrehen. Camila fixierte mich. Dabei schwebte eine ihrer Augenbrauen unheilvoll in der Mitte ihrer Stirn.
Mir wurde heiß. Beinahe geschockt über ihre Reaktion schüttelte ich den Kopf. „Wollte ich nicht. Versprochen.“
Rafael prustete los, unterdessen wollte ich im Boden versinken.

Fazit:
„Tigersteifenhimmel“ von Ronja Delahaye konnte mich auf so vielen Ebenen begeistern. Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Leben, die bezaubernder nicht sein könnte. Die facettenreichen Charaktere überzeugen mit Stärke, Einzigartigkeit und Wärme, genauso wie mit Verletzlichkeit und Unsicherheit. Für mich ein Buch, das noch lange in meinen Gedanken nachhallen wird und einen sicheren Platz in meinen Herzen gefunden hat. Klare Leseempfehlung von mir!


„Tigerstreifenhimmel“ von Ronja Delahaye 


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